Sas van Gent

Eine Radtour auf dem Schmugglerpfad zwischen den Niederlanden und Belgien

Möchtet ihr Zeeuws-Vlaanderen mit dem Fahrrad erkunden? Auf dieser Radstrecke auf der Grenze mit Belgien folgt ihr den Pfaden, auf denen früher Schmuggler aktiv waren. Ihr erlebt eine schöne Ausfahrt mit vielen interessanten Geschichten.

Carolien
Carolien
allyourz redaktion
4 min Lesezeit

Auf der Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien radeln

Diese 51,7 Kilometer lange Strecke folgt der Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien. Unterwegs kann man die Unterschiede zwischen den beiden Ländern gut erkennen. Die weiten niederländischen Polder und die belgische Naturlandschaft mit verschlungenen Wegen und gepflasterten Pfaden. Wegen den großen Preisunterschieden bei Produkten wie Zigaretten, alkoholischen Getränken und vor allem bei der Butter waren früher im Grenzgebiet viele Schmuggler aktiv. Auf dieser Radtour erlebt ihr schönste Natur und lernt ihr die Grenzregion besser kennen.

Knotenpunkten

12 – 88 – 89- 86- 87- 90 – 94 – 92 – 84 – 70 – 69 – 82- 66 – 76 – 83 -85 – 72 -79 - 24-13-12.

Abfahrt im Muscheldorf Philippine

Der Ausflug beginnt im Muscheldorf Philippine beim Radwegknotenpunkt 12. Vor langer Zeit lag Philippine am Meer und die Einwohner lebten von der Muschelfischerei und vom Muschelhandel. Auch heute noch kann man hier in vielen Restaurants herrlich frische Muschelspezialitäten essen. Seht euch das symbolische Muscheldenkmal in der Kasteelstraat an. Von Philippine radelt ihr südwärts in Richtung belgische Grenze los. In der Ortschaft Posthoorn kommt ihr am ersten Grenzpfahl vorbei, ihr seid jetzt in Belgien.        

Muschel Philippine

Der Totenzaun an der Grenze

Im Ersten Weltkrieg war Belgien Kriegsgebiet und die Niederlande waren neutral. Um Spionageverkehr und Deserteure aufzuhalten, hielten die Deutschen die Grenze hermetisch geschlossen. Kilometerlange Hochspannungszäune wurden errichtet. Da viele Menschen damals noch keine Elektrizität hatten, erkannten sie die Gefahr nicht. Viele Bürger fanden im sogenannten „Dodendraad“ den Tod. Der Zaun ist nicht mehr da, aber etwas weiter östlich steht beim belgischen Dorf Klinge (nahe der niederländischen Ortschaft Clinge) eine Nachbildung. Dieses Mahnmal liegt nicht an der Strecke, der Umweg lohnt sich jedoch.

Von Prielen und Tümpeln durchzogene Polderlandschaft

Nach Posthoorn radelt ihr direkt neben der Grenze zu den Niederlanden in östliche Richtung weiter. Ihr kommt an wasserreichen Polderlandschaften vorbei. Früher erstreckten sich die Priele vom Meer bis tief ins Hinterland. Bei Sturmfluten wurden diese Gebiete überschwemmt. Mit der Dämmung der Priele und dem Bau mehrerer Deiche wurde das Land eingepoldert und vom Meer ist nichts mehr zu sehen. Was übrigblieb, ist ein nasses Marschgebiet. Ihr kommt an Tümpeln und Prielen mit Namen wie „der bodenlose Brunnen“ und „das holländische Loch“ vorbei. Weiter im Westen liegen die Wasserrinnen Rode Geul und Grote Geul. Es ist ein idealer Ort für eine Rast und ein gemütliches Picknick.

Ouwerkerk

Sas van Gent und der Kanal nach Terneuzen

Auf schmalen, asphaltierten und mit Bäumen gesäumten Wegen fährt man weiter bis nach Sas van Gent. Hier überquert ihr erneut die Grenze mit den Niederlanden. Auf dem Grenzpfahl sind zwei Löwen abgebildet: ein normaler Löwe auf der belgischen Seite und ein Löwe mit Schwert und Pfeilen auf der niederländischen Seite. Sas van Gent liegt am Kanal von Gent nach Terneuzen. Hier fahren täglich viele Frachter von Belgien in die Niederlande und von dort aus weiter. Die Bastion De Generaliteit mit der Mühle in Sas van Gent erinnert an den Achtzigjährigen Krieg, als die Schleuse verteidigt werden musste. Früher gab es hier noch viel mehr Festungsanlagen. Wenn ihr die kurze Radstrecke wählt, radelt hier von hier aus wieder durch die niederländischen Polder zurück nach Philippine.

Sluiskil

Wildwest-Szenen beim Butterschmuggel

Früher war der Preisunterschied der Butter zwischen den Niederlanden und Belgien so groß, dass viel Butter über die Grenze geschmuggelt wurde. Die Schmuggler waren schlau, aber die Zollbeamten auch. Da Frauen früher nicht durchsucht werden durften, versteckten die Schmuggler die Butter unter den weiten Röcken ihrer Frauen. Aber die Zöllner waren auch nicht dumm und setzten die Frauen in einem Wartezimmer neben den heißen Ofen. Ihr könnt euch vorstellen, was dann geschah. Anfänglich war der Schmuggel noch recht unschuldig, später aber entstanden ganze Schmugglerbanden, die in amerikanischen Autos über die Grenze rasten und Krähenfüße hinter sich auf die Straße warfen, welche die Reifen der Zollfahrzeuge beschädigten. Es gab Verfolgungsjagden und es wurde mit Pistolen geschossen, wie im Wilden Westen. Als die Preise angeglichen wurden, hörte der Schmuggel auf.

Der Handel bei Overslag

Die lange Radstrecke führt weiter über Zelzate bis zur Ortschaft Overslag. Bevor es in Sas van Gent eine Schleuse gab, fuhren die Schiffe aus Belgien nach Overslag. Beim Priel gab es einen Deich, der das Land gegen Überschwemmungen schützte. Die Ware musste hier ausgeladen und in Schiffe auf der anderen Seite des Deiches geladen werden. Dazu gab es einen Umschlaghafen (Overslaghaven). In der Blütezeit des Schmuggels wurde auch hier illegal Handel getrieben. Durch das Spargeldorf Zuiddorpe und das westlich gelegenen Westdorpe fahrt ihr ein Stück am Kanal von Gent und Terneuzen entlang, bevor ihr nach Philippine zurückkehrt. Hier könnt ihr euren Ausflug in einem Restaurant mit einer herrlichen Muschelpfanne abschließen.

Muscheln Philippine

Praktische Informationen

Sas van Gent

Kurze Route 12 – 88 – 89- 86- 87- 90-79 – 24 - 13 – 12 (19,7 Kilometer)
Lange Route: 12 – 88 – 89- 86- 87- 90 – 94 – 92 – 84 – 70 – 69 – 82- 66 – 76 – 83 -85 – 72 -79 - 24-13-12 (51,7 Kilometer)

Der Startpunkt ist in Philippine. Hier gibt es mehrere kleine Parkplätze, wo man gebührenfrei parken kann.